Der Imkerseind ist eine der "Hauptstraßen" für den nichtmotorisierten Verkehr, die sternförmig zum Stadtplatz "Her Rond" verlaufen. Statt Verkehrslärm und KFZ-Schlangen finde sich hier großzügige, ruhige Fußgängerbereiche und eine kompakte Fahrbahn für den Radverkehr. Die wellenförmigen Betonelemente vorne im Bild dienen vor den Einmündungen der dynamischen Geschwindigkeitsreduzierung des stadteinwärts fahrenden Radverkehrs. Dieses weiss markierte Dämpfungssystem lässt sich mit mäßiger Geschwindigkeit gut durchfahren. Fährt man schneller, animieren einem die eingebauten Wellen wirkungsvoll zum Abbremsen. Im Hintergrund die S-Bahnstation mit lichter, offener Unterführung.
Zum Teil wurde mir in Fachdiskussionen zu diesem Motiv mitgeteilt, dass solch eine Konstruktion haftungsrechtlich in Deutschland von der Verkehrssicherheitspflicht her bedenklich sei. Nun, z. B. vor der allgemeinen Empfehlung solcher Element in der ERA 2020, könnte man solch eine Konstruktion von Verkehrssicherheitexperten der Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Rahmen eines Verkehrsversuchs begutachten lassen. Was in den Niederlanden angewandt wird, sollte auch in Deutschland funktionieren.
Die Fahrradmodellstadt Houten besitzt in den sowieso schon sehr fahrradfreundlichen Niederlanden noch einmal eine herausragende, planerische Qualitätsstufe. In den 1980/1990er Jahren erweiterte man das 15 km südlich von Utrecht gelegene Dorf "Houten" zu einer heute 48.000 Einwohner zählenden Stadt. Wer sich das Erschließungsmuster von Houten in Openstreetmap näher ansieht, stellt Folgendes fest: Vom zentralen Stadtplatz bei Geo 52.0357 5.1698 führt sternförmig ein hochwertiges Radverkehrsnetz zusammen mit Fußgängerachsen via Grünzüge direkt in die Siedlungen. Der KFZ-Verkehr muss dagegen zwischen den einzelnen Quartieren eine Ringstraße am Stadtrand nutzen. Das Verkehrsnetz KFZ <-> Fahrrad / zu Fuß wurde in Houten raumplanerisch quasi invertiert: Kurze Wege für die stadtverträgliche Nahmobilität per Fahrrad / zu Fuß und längere Wege für das platzintensivere und schneller fahrende KFZ. Die hier vollzogene Trennung der Verkehrswege ging also nicht, wie meist in KFZ-freundlichen (Plan)Städten sonst üblich, zu Lasten das Rad- und Fußverkehrs. Sonst besitzt Houten schon einen zweiten Siedlungskern, der nach ähnlichem Muster aufgebaut wurde. Das Bild entstand an einem regnerischen Tag gegen 20 Uhr. Deshalb ist wohl wenig los.